Zu Gast: Dieter und Egon

Sturm Sylt Welle Wland

Das Jahr noch ganz frisch, das 2017er Alphabet zur Taufe der von West nahenden Tiefdruckgebiete schon zu einem Fünftel durch: Winter auf Sylt heißt auch dieses Mal bisher Einheitstemperaturen zwischen 4 und 10 Grad und vor allem Sturm. „Dieter“ kam gestern an und zerrte schon ganz ordentlich an Insel wie Nerven, heute legt „Egon“ sofort und recht energisch nach. Die Leute im Westerländer Kurzentrum kriegen mal wieder ihre Balkontüren nicht auf, soviel Druck liegt drauf von West. Sehleute lauern an der Promenade auf Gäste, die nicht wissen, dass die heute um 12 Uhr anlandende Flut an solchen Tagen gern auch mal plötzlich über das Geländer der Promenade klettert. Klatsch und swoooosh, da kommt die erste Husche, waaah, wieder welche erwischt, die es nicht kommen sahen. Salzwasser von oben, das gibts nicht so oft am hellichten Tag und gedankenverloren fragt sich der gemeine Insulaner, warum die Stürme eigentlich Dieter und Egon heißen, was ja nun beides noch nicht mal wiederhippe Namen sind. Ob der nächste dann wohl Frank heißen wird, dann vielleicht der Günter und auch der Hans folgen sollten, und man stellt sich, windgeschüttelt und sturmgerüttelt, einen desillusionierten Wetterfroscher als verantwortlichen Namensgeber vor. Jahrgang 1957, ein Novemberkind, seit über 30 Jahren am kargen Schreibtisch gefangen zwischen Statistiken, Mutmaßungen, Wahrscheinlichkeiten, Erfahrungen und Prognosen, und kurz vor der Verrentung sind ihm die aktuellen Tiefdruckgebiets-Tauf-Namen ausgegangen. Wie ihn überhaupt diese ganzen Kevins, Mortens, Sönkes und Pius‘ dieses Jahr jetzt echt mal können, nun geht er einfach seine Grundschulklasse durch. Eventuell heißt der Mann Hans-Peter mit Vornamen oder auch schlicht Horst oder Karl und den ganzen Neumodischen, diesen Marketingaffen und Klugschwätzern, den hat ers jetzt aber mal richtig gegeben. Der „Wetterfroscher“ ist übrigens ein freud’scher Dreher. Da sollte eigentlich „Wetterforscher“ stehen.

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