Ganz unten im Süden, kurz vorm Ende von Sylt. Die Bank war schon länger da, der Tisch wirkt noch recht frisch. Picknickkorb packen, nach Hörnum fahren, einmal rund um die Odde wandern und dann… Stopp. Vorher bitte den Tidenkalender studieren. Rund um die Odde wandern kann man jetzt nämlich tatsächlich nur noch bei Ebbe. Auf Höhe des kleinen Quermarkenfeuers, das im Frühjahr prophylaktisch abgebaut und -transportiert wurde, sind die Landverluste so dramatisch, dass die Wellen bei Flut direkt in den Dünenfuß fingern, kein Durchkommen mehr erlauben. In Sichtweite formiert sich parallel eine bizarre Versammlung, deren Teilnehmer seit Tagen von Westerland aus anreisen und immer mehr werden: das Tetrapodenheer, das irgendwie an die legendären chinesische Terrakottaarmee erinnert und einen weiteren Versuch des Menschen ankündigt, sich gegen die Naturgewalten zu stemmen, für die Odde zu kämpfen und den Landverlust einzudämmen. Der Umzug der Tetrapoden vom Strand bei der Nordseeklinik verlief spekatkulär (stellen Sie sich bitte mindestens drei von den tonnenschweren Dingern auf einem Lkw-Anhänger vor), war eine logistische Herausforderung und beschäftigte zwischendurch sogar die Polizei. Angeblich hatte man da schon mal vier oder mehr draufgewuchtet, damits schneller ging und damit das Thema wie den Hänger überfrachtet.Was auch andere Fragen aufwarf: War der Strandabschnitt Westerland Nord all die Jahre nur Tetrapodenlagerplatz? Hatten die Dinger da gar keine Mission? Und falls doch: Wer übernimmt die nun?

Also los. Tidenkalender checken, bei Ebbe einmal rum, genau hingucken. Auf das, was nicht mehr da ist genauso wie auf das, was da auf Einsatz wartet, und innerlich leise seufzend den Abgesang auf DEN Klassiker des Sylter Sonntagsausfluges anstimmen (Mammaaaa, orrrnee, nicht schon wieder Odde, das ist immer soooo weit), auf das Tetrapodenbollwerk hoffen, dass das wirklich Sinn macht. Und da sind wir wieder am Picknicktisch, dem netten, ganz unten im Süden.