Godhaab, habs gut

 

Heute ist der Tag, an dem Godhaab von uns ging. So oft dran vorbeigelaufen, so oft ins Fenster geguckt von der Veranda, die von Sommerfrische erzählte und irgendwie wie früher aussah. Nett gedeckte Tische. Nicht viele, nichts Aufgeregtes, sehr ordentlich, sehr aufgeräumt, schlicht. Sauber, im allerbesten Snne. Vor dem roten unspektakulären Klinker im Sommer dann Jahr für Jahr die Hortensien. Kräftig, prächtig, von jenem Blau, dass dem Sylter Sommerhimmel geklaut zu sein schien. Nie machten die Godhaab-Gäste Krach, nie sah ich sie im Garten sitzen. Kamen sie mit dem Auto? Keine Ahnung. Wenn, dann taten sie es spurlos. Kein vollgeparkter Hof, kein zugepflasterter Garten, kann sein, es gab nicht mal Strandkörbe. Ich bin mir nicht ganz sicher. Als das Schild von der Baufirma aufgestellt wurde, bestand noch Hoffnung auf Renovierung. Als der Anbau im Garten zusammengeprügelt war, hätte es noch das Verlangen nach „Rückbau“ wegen fehlender Genehmigung gewesen sein können. Mit nahezu repsektvoller Langsamkeit und Subtilität arbeitete sich schließlich der Bagger voran. Es hatte etwas Verschämtes, wie überdimensionale Plastiktüten sich rund um das Haus mit Abbruch füllten, wie von einem brutalen Einkaufsfeldzug, und unsichtbar und überaus dezent abtransportiert wurden. Ach, mag irgendjemand hoffentlich gesagt haben, als er oder sie heute dort vorbeilief, und eben haben wir doch noch zusammengesessen. Am Esstisch. Im Godhaab. Wie zynisch der Stuhl da herumsteht. Wie ein trostloses Zitat aus längst vergangenen Tagen. Sie waren schneller rum, als wir glauben wollen. Godhaab, habs gut.

AbrissWland

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